Agetech – das steht für ein langes Leben mit Freude an Technik.

Letzte Woche fand die AgeTech Konferenz des Q-Hub in Chemnitz zum dritten Mal in Folge statt. Die hybride Veranstaltung ging über zwei Tage und drehte sich rund um das Thema Agetech. Doch was verstehen wir unter Agetech? An wen richtet sich Agetech? Und welche Potentiale ergeben sich aus dem demografischen Wandel für Startups und Unternehmen in diesem Bereich? Diese Fragestellungen wurden auf der Konferenz von Expert:innen diskutiert.

Agetech – das klingt zunächst einmal grau und gebrechlich. Ist es aber gar nicht.

Die Zielgruppe von Agetech lässt sich schwierig in Zahlen fassen, denn es gibt nicht die eine magische Altersgrenze zum Agetech-Kunden. Viele Produkte und Services aus dem Bereich richten sich an über 50jährige. Die Zielgruppe ist jedoch sehr divers und hat unterschiedliche Bedürfnisse zu verschiedenen Zeiten des Älterwerdens – während der:die Eine mit Mitte 60 sportlich unterwegs ist und sich trotzdem manchmal Erinnerungshilfen wünscht, möchte der:die Andere mit Anfang 80 möglicherweise ganz frisch in die digitale Welt eintauchen, um mit Kindern und Enkeln in Kontakt zu bleiben. „Wir brauchen digitale Produkte, die Generationen verbinden“, so Dr. Ariane Schenk (Bereichsleiterin Health & Pharma bei Bitkom e.V.). Und genau diese Forderung macht Agetech zu einem gesellschaftlichen relevanten Technologiefeld.

Ein großer Teil des gesellschaftlichen Lebens spielt sich heutzutage digital ab – begonnen bei Informationen und Kommunikation über das Einkaufen bis hin zu digitalen Veranstaltungen und Treffen. Die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt und sollen auch für diejenigen zugänglich sein, die nicht als Digitalnative mit dem Smartphone an der Hand aufgewachsen sind oder damit beruflich gearbeitet haben. Digitale Teilhabe über niederschwellige Angebote ist daher ein zentrales Ziel von Agetech. Um auch wirklich alle mitzunehmen ist es wichtig, dass die Produkte möglichst einfach in der Handhabung sind und dass das technische Verständnis nicht vorausgesetzt wird. Begriffe wie Cloud, Upload oder Settings sollten daher möglichst auf Deutsch genutzt und gegebenenfalls auch in einem Glossar beschrieben werden.

Technik für Alte – also klobige Senioren Smartphones und altbackene Treppenlifts? Weit gefehlt! 

Moderne Designs und stylische Einrichtungen zum Wohlfühlen, so sieht Agetech aus. Nutzer:innen sollen auf Grund ihres Alters weder ausgeschlossen noch stigmatisiert werden. Ausschlaggebend ist, dass die Produkte in der Anwendung möglichst einfach gestaltet sind, äußerlich müssen sie sich jedoch gar nicht von den normalen Produkten unterscheiden.

Häufig gibt es einen Punkt im Alter, an dem die Unterstützung der Familie oder Pflegenden gefragt ist. Das kann jedoch bei kleinen Unterstützungsleistungen beginnen und bedeutet nicht gleich Pflegebedürftigkeit oder Krankheit. Lars Kilchert (Gründer Pflege.de) schlägt daher den Begriff „Eldercare“ statt Pflege vor. „Agetech Produkte geben Freude und stehen für ein langes Leben“, so Dr. Mario Geißler (Geschäftsführer des Q-Hub Chemnitz). Daher gehört das Thema Pflege zu Agetech wie zum Alter, denn auch eine lange und erfüllte zweite Lebenshälfte kann mit größeren und kleineren gesundheitlichen Einschränkungen kommen. Agetech unterstützt dann dabei, möglichst lange selbstbestimmt und mobil zu leben. Der Anspruch ist nicht nur die Grundversorgung sicherzustellen, sondern die Lebensqualität unter sich verändernden Umständen beizubehalten. Um möglichst viele Herausforderungen und Anforderungen im Alter zu bedienen, müssen Agetech Konzepte also mitwachsen und sich weiterentwickeln.

Das Potential zur Agetech Nummer 1

Deutschland ist eines der ältesten Länder der Welt. Bradley Schurman (Gründer The  Super Age) sieht darin ein riesiges Potential: „Germany could be the leader of Agetech in the world”. Um die Nummer eins im Agetech Feld zu werden, muss sich jedoch noch einiges tun in good old germany – ein flächendeckender Ausbau von Mobilfunkausbau ist dabei sicherlich die Grundvoraussetzung. Auf Seiten großer Tech Unternehmen gewinnt die ältere Zielgruppe an Bedeutung und lockte beispielsweise auch den Europachef von Google Fitbit Michael Maier auf die Konferenz.

Die AgeTech Konferenz in Chemnitz hat Gründer:innen, Unternehmen, Forscher:innen und Senior:innen zusammengebracht. Auch in der Auseinandersetzung mit potenziellen Mitbewerbern wurde deutlich, dass alle Teilnehmer:innen am Ende eine gemeinsame Mission teilen: Wir wollen einen Weg finden, auf dem unsere alternde Gesellschaft in Zukunft gehen kann.

 

 Foto: Ron Lach von Pexels und Anna Shvets von Pexels