Füreinander da sein, wenn die Eltern älter werden.

Wenn Eltern älter werden

Wenn die eigenen Eltern alt werden, ist das für die Kinder oftmals eine emotionale Herausforderung. Die elterliche Rückendeckung, die viele Menschen auch als Erwachsene noch lange begleitet hat, bröckelt. Das Altwerden ist ein schwieriges und sensibles Thema in vielen Familien, natürlich nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Senior:innen. Offene Kommunikation kann dem Alter die Schwere jedoch nehmen und ermöglicht eine gute Vorbereitung auf eine etwaige Pflegesituation. 

Füreinander da sein – schon vor dem Bedarf.

„Meine Eltern sind fit und mein Papa mit Ende 60 weit von alt entfernt. Und trotzdem: Alles geht ein kleines bisschen langsamer als früher, es werden häufiger Wehwehchen beklagt. Ich persönlich empfinde das weder als überraschend noch als schockierend und trotzdem rufen mir erst solche Beobachtungen ins Gedächtnis, dass das Alter sich nicht aufhalten lässt – nicht mal bei Mama und Papa.“

Anna-Lisa

Anna-Lisa

Und so fängt es in den meisten Fällen an: mit kleinen Veränderungen. Das Gute an diesem schleichenden Prozess ist, dass jede:r in seine neue Rolle langsam hineinwachsen kann – Angehörige und Senior:innen können gemeinsam überlegen, wie die Zukunft aussehen soll. Füreinander da sein – das geht nämlich auch schon vor einem akuten Bedarfsfall. Austausch, Ideensparring und Offenheit machen das ganze Thema des Alterns für alle Beteiligten weniger unheimlich, weniger grau.

Rollentausch – wer kümmert sich jetzt um wen?

Steigt der Bedarf an Hilfe bei den Senior:innen, verändert sich das familiäre Rollengefüge – Angehörige, häufig die eigenen Kinder, übernehmen nun die Rolle der Kümmernden. Natürlich haben sich die Konstellationen in der Familie schon häufiger verändert, z.B. nach dem ersten Auszug oder mit der Gründung der eigenen Familie. Solche Veränderungen werden von den erwachsenen Kindern jedoch anders wahrgenommen, da die Eltern häufig noch unterstützend zur Seite stehen. Und nun: zittrige Hände, kleinere Schritte, sie hören schlecht, ein anderer Geruch.

Entsteht dadurch eine Verpflichtung für die Kinder sich mit ebenso viel Hingabe um die Alten zu kümmern, wie die Eltern zuvor? Wie möchten und können Angehörige ihre Rolle definieren? Was ist leistbar im Verband der Familie und des Freundeskreises? All diese Fragen sollten sich Familien frühzeitig stellen, um entsprechende Maßnahmen zu treffen.

Kommt es zu einem plötzlichen Pflegefall, stehen viele Angehörige vor einem Berg an Optionen und Leitungen. In diesem Fall ist es ratsam, direkt professionelle Beratung heranzuziehen, z.B. über Pflegeberatungsstützpunkte, kostenfreie Beratungen der Pflege- und Krankenkassen oder zunächst in einer Reha. Mehr Informationen dazu findet ihr hier. 

Einfacher kümmern, digitaler kommunizieren

Wenn noch lange nicht von einem Pflegefall gesprochen werden kann, kümmern sich Angehörige oft schon um Kleinigkeiten im Haushalt und schauen regelmäßig nach dem Rechten. Genau an diesem Punkt setzten wir mit ELDERTECH an: Mit unserer ELDERTECH App möchten wir Familien im Alltag helfen, wenn die Liebsten im Alter mehr Unterstützung gebrauchen – z.B. Einkäufe erledigen, im Haushalt helfen, Arztbesuche begleiten etc. Vor allem der regelmäßige Austausch ist so wichtig für einen harmonischen Familienalltag, sei es zum einfach nur kurzen Quatschen oder für organisatorische Absprachen. Dank einer zweiseitigen Nutzungsmöglichkeit können auch Senior:innen, die noch keine digitalen Erfahrungen haben, ELDERTECH zur Videokommunikation und als digitalen Bilderrahmen nutzen.  Die Verwendungsmöglichkeiten sind dadurch variabel und an die individuelle Familiensituation anpassbar. Vor allem werden aber auch die Liebsten im Alter direkt mit einbezogen. 

Offene Kommunikation in der Familie – auf Augenhöhe.

Die besten technischen Hilfsmittel helfen jedoch nur dann, wenn auch die zwischenmenschliche Kommunikation fair und offen funktioniert. Denn einer muss den Anfang machen und Themen ansprechen, die erst einmal unangenehm scheinen. Themen, die Angehörige und Senior:innen sicherlich lieber vertagen oder ignorieren würden. Vielen älteren Menschen fällt es schwer, um Hilfe zu bitten. Vor allem, wenn es um Unterstützung im Alltag geht – schließlich hat man den ein Leben lang allein gemeistert. Gleichzeitig werden Hilfsangebote und gut gemeinte Ratschläge der eigenen Kinder dann oft als Kritik aufgenommen oder als übergriffig empfunden.

„Du kannst das nicht mehr alleine!“ – selbst wenn es wahr ist, so etwas hört niemand gerne. Du-Botschaften sollten vermeiden werden. Die Ich-Perspektive dagegen zeigt die eigene Gedankenwelt und Wünsche der Kümmernden auf, wird daher seltener als Vorwurf wahrgenommen und eignet sich für einen Gesprächseinstieg.

Vorschlag: „Ich sehe, dass du bei der täglichen Hausarbeit Schmerzen hast, und dir den Rücken hältst. Daher mache ich mir Sorgen um dich. Ich möchte ja, dass es dir gut geht. Überlege dir doch mal, ob dir eine Putzkraft einmal in der Woche den Alltag vereinfachen könnte“ – eine neutrale Beobachtung und Beschreibung der eigenen Empfindungen. 

Exkurs: Gewaltfreie Kommunikation für einfühlsamen Austausch 

„„Gewaltfreie Kommunikation“ (gfK) […] unterstützt uns Menschen darin, mit sich selbst und anderen in eine einfühlsame Verbindung zu gehen.“ (gfk.info). Das Ziel ist, einerseits Schuldzuweisungen zu vermeiden und andererseits den empathischen und einfühlsamen Austausch zu fördern.

Konkret besteht diese Form der Kommunikation aus den folgenden vier Schritten:

  1. In der Beobachtung wird eine bestimmte Handlung oder Situation faktisch beschrieben.
  2. Welches Gefühl entsteht dabei bei dir?
  3. Welches Bedürfnis weckt dies in dir?
  4. Mit einer Bitte gibt du  dann eine konkrete Möglichkeit, wie dieses Bedürfnis erfüllt werden kann.
 

Im alltäglichen Sprachgefecht ist es natürlich äußert schwierig, jedes Mal diese Schritte durchzugehen. Der Rahmen, der nun mit den eigenen Gedanken und Gefühlen ausgefüllt wird, kann dem Ringen nach den richtigen Worten ein Ende bereiten.

Wünsch dir was! Prioritäten, Wünsche und Befürchtungen.

Was ist der/dem Senior:in wichtig? Gesellschaft? Der eigene Garten? Mobilität? Nähe zur Familie? Die eigene Küche möglichst lange zu nutzen? Wo könnten Abstriche gemacht werden? Was geht gar nicht? Ist das Gespräch erst einmal eröffnet, könnt ihr Vorlieben, Ideen und No-Gos genauso offen durchsprechen. Eine WG mit der besten Freundin? Geht das nach so vielen Ehe-Jahren? Träumen ist erlaubt! Möglicherweise werdet ihr aber auch überrascht sein, wie offen und lebenslustig eure Liebsten dem Alter und seinen Herausforderungen begegnen.

In der ersten Brainstorming-Phase gibt es Raum für jeden Gedanken, jeden Wunsch, jede Befürchtung, jede noch so verrückte Idee. „Ja, aber“ Diskussionen und Einwände können auf später verschoben werden. Das gilt natürlich für beide Seiten. Auch die Erwartungen, Sorgen und Bereitschaft seitens der Angehörigen sind ein essenzieller Teil der Planung und definieren die zukünftige Rolle. Seid also ehrlich zu euch selbst und eurer Familie!

Vor allem langfristige Entscheidungen, wie z.B. ein Umzug oder ein kostenintensiver Umbau, werden sicherlich nicht an einem Nachmittag getroffen. Mit einer guten Vorbereitung können Sie als Angehörige:r sicherlich auch nochmal ganz andere Optionen aufzeigen, die Ihre Eltern gar nicht im Sinn haben. Hier ist eine Auflistung zu finden. 

Rechtliche Absprachen und Verantwortungen verteilen.

Im Papierkram-Dschungel von Deutschland hat Kümmern eine enorme bürokratische Komponente. Das geht von Pflegegraden und der Beantragung von Unterstützungsleistungen über Patientenverfügungen bis hin zum Testament. Wer hat in der Familie den Überblick? Können auch bürokratische Aufgaben aufgeteilt werden? Selbstverständlich kann auch nur eine Person mit diesen Themen belangt werden – wer nimmt diese Rolle ein? Sind die rechtlichen Rahmenbedingungen und Handlungsspielräume definiert?

Praktische Anwendungen wie die unseres Partners Memoresa  können Transparenz schaffen und wichtige Dokumente für ausgewählte Familienmitglieder zugänglich machen. So sind diese auch im Notfall gut gerüstet. 

"Wie das Alter meiner Eltern ganz konkret aussehen soll, darüber haben wir noch nicht gesprochen in der Familie. Aber für einen Notfall sind wir gerüstet. Zumindest dahingehend, dass wir rechtlich schon alles geklärt haben."
Artur

Vorbereitet sein, positiv bleiben.

Sicherlich ist es kein schönes Gefühl zu sehen, wie die Eltern abbauen. Alt werden gehört jedoch zum Leben dazu und muss daher auch nicht immer nur in schwarz und weiß gesehen werden. Je früher ihr euch mit dem Thema auseinandersetzt, desto mehr Gestaltungsspielraum und Positives kann dem Alter eingeräumt werden. Bewiesen ist auch, dass Menschen, die dem Alter positiv und lebensfreudig entgegentreten, länger leben und weniger von Demenz betroffen sind! 

Selbst wenn ihr euch dafür entscheidet, nicht aktiv an der Pflege beteiligt zu werden, könnt ihr für eure Liebsten im Alter da sein, eure Erlebnisse teilen und ihnen so ganz einfach eine Freude bereiten! Um von nah und fern in Kontakt zu bleiben, eignet sich die ELDERTECH App auch hervorragend zur Kommunikation. 

Quellen und weiterführende Links